Neuraltherapie

Neuraltherapie nach Huneke:

Die Neuraltherapie behandelt Krankheiten und Schmerzzustände mittels Injektionen (Einspritzungen) von Lokalanästhetika mit feinsten Kanülen. Örtliche Betäubungen können eine Körperregion für kurze Zeit örtlich (lokal) schmerzunempfindlich (anästhesiert) machen. In der Schulmedizin werden Lokalanästhetika vor allem bei Operationen und kleineren Eingriffen (zum Beispiel beim Nähen einer Wunde) verwendet. Die Schmerztherapie behandelt damit örtlich lokalisierte Schmerzen (z.B. Knieschmerz oder Zwischenrippennerventzündung)

Die Neuraltherapie bedient sich der Lokalanästhetika im Gegensatz zur Schulmedizin nicht nur, um das Symptom „Schmerz“ auszuschalten, sondern auch um die Ursache von Schmerzen und Funktionsstörungen zu ergründen und zu heilen.

Philosophie / Entstehungsgeschichte

Das erste Lokalanästhetikum (Novocain) wurde 1905 entdeckt. Zwanzig Jahre später bemerkte der Arzt Ferdinand Huneke zufälligerweise, dass man mit Lokalanästhetika nicht nur Gewebe schmerzunempfindlich machen, sondern Schmerzen auch endgültig heilen kann. Zusammen mit seinem Bruder Walter Huneke arbeitete er das Verfahren der sogenannten Heil-Anästhesie aus. 1940 beobachtete Ferdinand Huneke zum ersten Mal das sogenannte „Sekundenphänomen“: Bei einer Frau, die er monatelang erfolglos wegen ihrer starken Schulterschmerzen behandelt hatte, spritzte er ein Lokalanästhetikum in eine entzündete Wunde am Fuß. Schlagartig verschwanden die Schulterschmerzen. Daraus schloss Huneke, dass es örtlich begrenzte Reizzustände (sogenannte Störfelder) im Körper geben muss, welche die Fähigkeit haben, über die Reizung von Nervenbahnen in einer anderen Körperregion Krankheiten und Schmerzen zu unterhalten. Gleichzeitig hatte er ein Mittel gefunden, wie man derartige Krankheiten heilen konnte. Huneke ging von drei Lehrsätzen aus:

  1. Jede chronische Krankheit kann durch ein Störfeld bedingt sein.
    Jede Stelle des Körpers kann zum Störfeld werden
  2. Die Injektion eines Lokalanästhetikums in das Störfeld heilt die störfeldbedingte Krankheit
  3. Huneke stellte auch fest, dass zwischen der Entstehung eines Störfeldes und der Auslösung einer störfeldbedingten Erkrankung viele Jahre vergehen können.

Technik der Neuraltherapie

Bevor der Therapeut mit der Neuraltherapie beginnt, befragt und untersucht er den Patienten ganz genau, um herauszufinden, wo im Körper das Störfeld sitzt. Dabei achtet er ganz besonders auf Narben, Muskelverspannungen (z.B. im Nacken), chronischen Entzüngen (Stirn-, Nasennebenhöhlen, Prostata, Eierstock) und Zahnwurzelproblemen. In der Folge injiziert der Arzt dem Patienten ein Lokalanästhetikum. Dabei stehen ihm folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Lokale Behandlung: Injektion direkt in die schmerzende Stelle
  • Segment-Therapie: Injektion in das zur schmerzenden Stelle gehörende Segment (Körperteil)
  • Störfeld-Therapie: Injektion in ein vermutetes Störfeld
  • Injektion in eine Nervenschaltstelle, ein sogenanntes Ganglion
  • Injektion in ein venöses Blutgefäss (intravenöse Injektion)
  • Injektion in ein arterielles Blutgefäß (intraarterielle Injektion)


Durch die Injektion wird die störfeldverdächtige Stelle für eine Weile vom Rest des Körpers abgekoppelt. Dadurch fallen die Beschwerden, welche das Störfeld eventuell an einer anderen Körperstelle verursacht, schlagartig weg. Manchmal kommt es vor, dass die Beschwerden schon nach einer Behandlung behoben sind. Meistens muss sich der Patient jedoch wiederholt der Neuraltherapie unterziehen, bis seine Beschwerden geheilt oder dauerhaft verbessert sind.

Wie kann die Neuraltherapie eingesetzt werden

Die Neuraltherapie ist besonders geeignet zur Behandlung von Erkrankungen, die durch eine fehlerhafte Körperregulation zustande kommen. Das heisst, dass die Neuraltherapie bei Funktionsstörungen der Organe helfen kann, nicht aber bei bereits durch die Krankheit zerstörten Strukturen. Die Neuraltherapie wird vor allem zur Behandlung von fast allen akuten Schmerz- und Entzündungszuständen eingesetzt, im besonderen bei:

  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Mittelohrentzündungen
  • Nasennebenhöhlenentzündung oder Schnupfen
  • chronischen Mandelentzündungen
  • Gelenkbeschwerden (zum Beispiel Arthrose, Hexenschuss, Ischias)
  • Rückenschmerzen
  • Narbenschmerzen
  • Schmerzzuständen nach Verletzungen, Unfällen oder Operationen
  • Schmerzzuständen bei Krebsleiden

Nebenwirkungen / Vorsichtsmaßnahmen

In der Regel sind bei der Neuraltherapie kaum Nebenwirkungen zu erwarten, wenn man die Vorsichtsmaßnahmen einhält. Auf keinen Fall darf die Neuraltherapie angewendet werden:

  • bei einer Allergie auf Lokalanästhetika
  • bei einer Störung der Blutgerinnung (evtl. nur bedingt)
  • wenn die Haut entzündet ist


Da bei der Neuraltherapie Medikamente in den Körper gespritzt werden, ist zur Durchführung eine genaue Kenntnis der Anatomie, der Injektionstechnik, der Dosierung und der hygienischen Vorsichtsmaßnahmen notwendig. Wird die Neuraltherapie unsachgemäß ausgeführt, kann es zu verschiedenen Störungen kommen, zum Beispiel zu Blutungen.